Bodo Ortmeier schrieb am 16.12.2013 - 12:34 Uhr
In dieser Woche, vor exakt 50 Jahren, hatten wir unsere Weihnachtsfeier im Standort Alsfeld des BGS. Ich erinnere mich, dass wir bei der Gelegenheit auch über die ersten Grenzjahre sprachen, ich aus der Zeit als Grenzanwohner berichtete....
Nach Gründung der BRD und DDR im Jahre 1949 versteifte sich der Kalte Krieg. Die Grenze zwischen Ost und West bestand noch aus einfachem Stacheldraht, in den Wäldern war die Grenze zumeist noch unsichtbar, ohne Zaunanlagen. Die Sowjetzone begann in den westdeutschen Großstädten zu agieren, die Jugend zu FDJ-Treffen in den Osten einzuladen. Die BRD wollte den Grenzübertritt hin zu den kommunistischen Veranstaltungen im Osten verhindern. Die vier deutschen Grenzübergänge wurden angewiesen die westdeutsche Jugend an der Ausreise zu hindern, sie bei dem Versuch festzusetzen und in die Heimatorte zu verbringen.Die Reisewilligen erkannten das, versuchten deshalb illegal über das freie Feld und die Wälder in den Osten zu gelangen. Zu dem wurde die Eisenbahn genutzt, die Jugend war längst noch nicht motorisiert. So waren die Polizeiposten entlang der grenznahen Bahnstrecken gehalten die Züge an den kleinen Bahnhöfen zu überwachen, die FDJ-ler am Grenzübertritt zu hindern, wie vorstehend erläutert. Zu der Zeit war die Polizei in den Landkreisen noch nicht zentralisiert. Inzwischen wurden die Jugendlichen flexibel, so stoppten sie die Personenzüge mehrfach zwischen Eschwege-West und Göttingen per Notbremse auf der Werrabrücke Oberrieden, um aus dem Zug nach wenigen hundert Metern über die Grenze zu gelangen. Ein besonders wunder Punkt war auch der Bahnhof Eschwege-West. Bis hier hin reiste man per D-Zug an, um dann mit dem Personenzug an die Grenze zu kommen. Bei der Ankunft eines D-Zuges mit hunderten FDJ Reisenden in Eschwege-West, kam es eines tages zum Eklat. Die große Reisegruppe war der Polizei angekündigt, einigen hundert Reisenden standen wenige Polizeibeamte gegenüber, wobei die Beamten von den Reisenden vor der Festnahme körperlich bedrängt wurden. Letzlich mittels Schusswaffeneinsatz (Karabiner) und Warnschüssen wurde ein Chaos für die Polizei verhindert. Die Lapo hatte zu der Zeit in Eschwege nur 2 VW-Käfer, 1 Opel-Blitz -und einen DB-Kombi zur Verfügung. Für diese Einsätze fehlten der Polizei brennend entsprechende Einsatzkräfte. Diese Problematik war natürlich nicht nur auf Eschwege und Hessen beschränkt. Bonn reagierte, war absolut sensibel, da es hier im Kalten Krieg um die westdeutsche Jugend und Zukunft ging. Das wurde auch den Aliierten verdeutlicht, gebündelte Polizeikräfte und Grenzsicherung musste her. Nach dem entsprechenden Bundesgesetz im Jahre 1950 wurden erste motorisierte BGS-Einheiten im Jahre 1951 aufgestellt. Gleichzeitig traf Bonn am 27.10.1950 ein Verwaltungsabkommen mit den Bundesländern zur Aufstellung der Bereitschaftspolizei der Länder. Der Bund verpflichtete sich Waffen, Gerät und Fahrzeuge zu finanzieren. Unterkünfte, Besoldung und Kleidung übernahmen die Länder selbst. Von den 4 westdeutschen Ländern entlang der Grenze stellten drei Länder im Jahre 1951 erste Hundertschaften Bereitschaftspolizei auf, Hessen schuf 6 Hundertschaften. Das Land Niedersachsen schaffte erst im Jahr 1954 Bereitschaftspolizei an.
Ich war im Jahr 1950 7 Jahre alt.Der Polizeiposten meines Vaters war nur wenige Meter von unserem Bahnhof im Werratal entfernt. Als Spion wartete ich am Bahnhof auf die Züge. Stiegen entsprechende Jugendliche mit Rucksäcken aus dem Zug, rannte ich in unser Haus und alarmierte meinen Vater, der diese dann zur Personenkontrolle festnahm. Einmal wollten mir Betroffene, die mich beobachteten, tatsächlich an den Kragen...
Allen ehemaligen Kameraden wünsche ich ein gesegnetes Fest......Bodo Ortmeier